Anleihen sind eine gängige Methode für Unternehmen und Staaten, um Kapital zu beschaffen. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff “Anleihe” und wie erfolgt ihre Funktionsweise? Dieser Artikel wird die grundlegenden Konzepte von Anleihen leicht verständlich erklären.

Dennis Uitz ist ein erfahrener Geschäftsmann mit 17 Jahren Trading-Erfahrung und Gründer von 59 Unternehmen. Er war an über 300 M&A-Transaktionen beteiligt und ist Mentor für angehende Unternehmer. 2020 gründete er die Dennis Uitz Academy, die umfassendes Mentoring bietet, um Wissen über Finanzmärkte und das Generieren von Einkommensströmen zu vermitteln. Dennis unterstützt Menschen dabei, unabhängige Unternehmer zu werden und ihr Leben selbst zu gestalten.
Das Grundprinzip von Anleihen
Anleihen, auch als Rentenpapiere oder Bonds bezeichnet, stellen eine Form der Fremdfinanzierung dar. Bei einer Anleihe leiht ein Investor, der Anleihegläubiger genannt wird, Geld an einen Emittenten, welcher in der Regel ein Unternehmen oder ein Staat ist. Im Gegenzug für den Kredit erhält der Anleihegläubiger eine Urkunde, die als Anleihe bezeichnet wird. Diese Anleiheurkunde definiert die Konditionen des Kredits, zu denen unter anderem folgende Punkte gehören:
- Nennwert: Der Nennwert entspricht dem Rückzahlungsbetrag der Anleihe am Ende der Laufzeit. Dies ist der Betrag, den der Emittent dem Anleihegläubiger am Ende der Laufzeit zurückzahlt.
- Zinssatz: Der Zinssatz gibt die Höhe der jährlichen Zinszahlung in Prozent des Nennwerts an. Diese Zinsen stellen die Entschädigung des Anleihegläubigers für die Überlassung seines Kapitals dar.
- Laufzeit: Die Laufzeit bestimmt, wie lange der Anleihegläubiger dem Emittenten Geld leiht. Sie beschreibt den Zeitraum, während dessen der Anleihegläubiger Zinsen erhält.
- Kupon: Der Kupon bezeichnet die Art und Weise der Zinszahlung. Bei festverzinslichen Anleihen wird der Kupon in regelmäßigen Abständen (z. B. jährlich oder halbjährlich) ausgezahlt. Es gibt aber auch variabel verzinsliche Anleihen, bei denen der Zinssatz an einen Referenzzinssatz (z. B. Euribor) gekoppelt ist.
- Tilgung: Die Tilgung beschreibt die Rückzahlung des Nennwerts der Anleihe am Ende der Laufzeit. Es gibt verschiedene Tilgungsarten, z. B. eine Tilgung am Ende der Laufzeit (Tilgungsauszahlung) oder eine Tilgung in Raten während der Laufzeit (Ratentilgung).
Beispiel: Anleihe-Zeichnung und Ablauf
Nehmen wir folgendes Beispiel an: Ein Unternehmen benötigt 10 Millionen Euro, um eine neue Fabrik zu bauen. Um dieses Kapital zu beschaffen, beschließt das Unternehmen, Anleihen im Wert von 1.000 Euro pro Stück zu emittieren. Der Zinssatz für die Anleihen beträgt 5% pro Jahr und die Laufzeit 10 Jahre. Das bedeutet, dass jeder Anleihegläubiger, der eine Anleihe im Wert von 1.000 Euro kauft, jedes Jahr 50 Euro Zinsen erhält (5% x 1.000 Euro). Am Ende der 10-jährigen Laufzeit erhält der Anleihegläubiger zudem den Nennwert der Anleihe von 1.000 Euro zurück.
Welche Zahlungsströme hat eine Anleihe?
Aus Sicht des Anleihegläubigers lassen sich die Zahlungsströme einer Anleihe wie folgt darstellen:
- Zu Beginn der Laufzeit: Der Anleihegläubiger kauft die Anleihe zum Nennwert (z. B. 1.000 Euro).
- Während der Laufzeit: Der Anleihegläubiger erhält in regelmäßigen Abständen (z. B. jährlich oder halbjährlich) Zinsen auf den Nennwert der Anleihe (z. B. 50 Euro pro Jahr).
- Am Ende der Laufzeit: Der Anleihegläubiger erhält den Nennwert der Anleihe zurück (z. B. 1.000 Euro).
Welche Einflussfaktoren auf den Preis einer Anleihe gibt es?
Der Preis einer Anleihe kann sich während der Laufzeit ändern. Die wichtigsten Faktoren, die den Anleihepreis beeinflussen, sind:
- Restlaufzeit: Je kürzer die Restlaufzeit einer Anleihe ist, desto näher rückt der Zeitpunkt der Rückzahlung des Nennwerts. Daher steigt der Anleihepreis in der Regel mit abnehmender Restlaufzeit.
- Zinsniveau: Wenn das allgemeine Zinsniveau steigt, fallen die Kurse bestehender Anleihen mit einem niedrigeren Zinssatz. Dies liegt daran, dass neue Anleihen mit einem höheren Zinssatz ausgegeben werden. Umgekehrt steigt der Anleihepreis, wenn das allgemeine Zinsniveau sinkt.
- Erwartete Inflation: Die erwartete Inflation wirkt sich ebenfalls auf den Anleihepreis aus. Steigt die erwartete Inflation, so sinkt der Anleihepreis, da der Rückzahlungsbetrag in der Zukunft weniger Kaufkraft hat.
- Bonität des Emittenten: Die Bonität des Emittenten, also seine Kreditwürdigkeit, spielt eine wichtige Rolle für den Anleihepreis. Je höher die Bonität des Emittenten, desto geringer das Risiko, dass er seine Schulden nicht zurückzahlen kann. Daher ist der Anleihepreis in der Regel umso höher, je besser die Bonität des Emittenten ist.
- Marktstimmung: Die allgemeine Marktstimmung kann sich ebenfalls auf den Anleihepreis auswirken. In Zeiten von Unsicherheit und Krisen tendieren Anleger dazu, in sichere Anlageformen wie Staatsanleihen zu flüchten. Dies führt zu einer steigenden Nachfrage nach Staatsanleihen und damit zu einem Anstieg des Anleihepreises.
Beispielrechnung zur Berechnung des Preises einer Anleihe
Der Preis einer Anleihe kann anhand der folgenden Formel berechnet werden:
Barwert der zukünftigen Zahlungsströme = Summe der diskontierten Zahlungsströme
Dabei sind:
- Barwert der zukünftigen Zahlungsströme: Der aktuelle Preis der Anleihe
- Zukünftige Zahlungsströme: Zinszahlungen und Rückzahlung des Nennwerts der Anleihe
- Diskontierungssatz: Die Rendite, die ein Investor von einer vergleichbaren risikolosen Anlage erwartet (z. B. die Rendite einer Bundesanleihe)
Die Diskontierung wird verwendet, um die zukünftigen Zahlungsströme auf den heutigen Barwert zurückzurechnen. Je höher der Diskontierungssatz, desto niedriger ist der Barwert der zukünftigen Zahlungsströme und damit der Preis der Anleihe.
Beispiel:
Eine Anleihe mit einem Nennwert von 1.000 Euro hat eine Laufzeit von 5 Jahren und einen Zinssatz von 4% pro Jahr. Der Diskontierungssatz beträgt 3% pro Jahr.
Berechnung des Barwerts der zukünftigen Zahlungsströme:
Zinszahlungen:
- Jahr 1: 1.000 Euro x 4% = 40 Euro
- Jahr 2: 1.000 Euro x 4% = 40 Euro
- Jahr 3: 1.000 Euro x 4% = 40 Euro
- Jahr 4: 1.000 Euro x 4% = 40 Euro
- Jahr 5: 1.000 Euro x 4% = 40 Euro
Rückzahlung des Nennwerts:
- Jahr 5: 1.000 Euro
Diskontierung der Zahlungsströme:
- Jahr 1: 40 Euro / (1 + 3%)^1 = 38,66 Euro
- Jahr 2: 40 Euro / (1 + 3%)^2 = 37,39 Euro
- Jahr 3: 40 Euro / (1 + 3%)^3 = 36,20 Euro
- Jahr 4: 40 Euro / (1 + 3%)^4 = 35,09 Euro
- Jahr 5: (1.000 Euro + 40 Euro) / (1 + 3%)^5 = 1.080,42 Euro
Barwert der zukünftigen Zahlungsströme:
38,66 Euro + 37,39 Euro + 36,20 Euro + 35,09 Euro + 1.080,42 Euro = 1.237,76 Euro
Der Preis der Anleihe beträgt somit ca. 1.237,76 Euro.
Fazit
Anleihen sind ein wichtiges Instrument der Geldanlage und Finanzierung. Sie bieten Investoren die Möglichkeit, ihr Geld mit einem vergleichsweise geringen Risiko zu verzinsen. Der Preis einer Anleihe wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, zu denen die Restlaufzeit, das Zinsniveau, die erwartete Inflation, die Bonität des Emittenten und die Marktstimmung gehören.